Betrachtet man tagsüber als aufmerksamer Beobachter das Himmelsbild, so lässt sich feststellen, dass Wolken ständigen mehr oder minder starken Veränderungen in Raum und Zeit unterworfen sind. Besonders Quellwolken (Cumulus) zeigen zeitlich relativ rasch fortschreitende Entwicklungsvorgänge, während Eiswolken (Cirrus) oft nur langsam ihr Aussehen wechseln. Eine Wolke darf deshalb nicht als eine in der Strömung driftende, unvergängliche troposphärische Erscheinung aufgefasst werden, sondern sie ist das Produkt einer Vielzahl von komplexen physikalischen, rückkoppelnden Prozessen. Überwiegen die wolkenformenden Abläufe, entwickelt sie sich und gewinnen rückbildende Vorgänge die Oberhand, beginnt sie sich aufzulösen. Das Aussehen einer Wolke wird dabei von folgenden Faktoren bestimmt:
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Art, Größe und räumliche Verteilung ihrer Wolkenelemente (Wassertröpf- chen und/oder Eisteilchen) in der Troposphäre »»»» Wolkengattungen,
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Eigenarten in ihrer Gestalt »»»» Wolkenarten,
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Lichtdurchlässigkeit und Anordnung der Wolkenteile »»»» Wolkenunterarten,
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speziell auftretende Phänomene »»»» Sonderformen und Begleitwolken,
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Intensität bzw. Helligkeit und Farbe des auf die Wolken fallenden Lichts und
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Stellung des Beobachters und der Lichtquelle zur Wolke.
Obwohl Wolken aufgrund ihrer Entstehung, ihrer ständigen Umwandlung und der unterschiedlichen Arten ihrer Wolkenelemente ein schier unbegrenztes Formenreichtum aufweisen, hat die WMO eine beschränkte Anzahl von charakteristischen Erscheinungsbildern von Wolken bestimmt, die typisch für die gesamte Erde sind. Diese sogenannte WMO-Wolkenklassifikation wurde im internationalen Wolkenatlas verbindlich festgelegt und mit aussage- fähigen Fotos dokumentiert. Die WMO unterscheidet dabei 10 Wolkengattun- gen, 14 Arten, 9 Unterarten sowie 9 Sonderformen und Begleitwolken. Mit dieser Wolkenklassifikation lässt sich das Aussehen der meisten in der Natur auftretenden Wolken weltweit relativ eindeutig in Chiffreform beschreiben.
Die Grafik zeigt die drei Wolkenstockwerke der gemäßigten Breiten. Die Höhen und Temperaturen sind Mittelwerte. Die Untergrenze der Stockwer- ke ist der Erdboden und das tiefe Stockwerk besteht in allen drei Zonen aus der sogenannten planetarischen Grenzschicht, die im Flachland bis ca. bis 1000 m über Grund reicht und in der die thermischen und dynamischen Vor- gänge hauptsächlich vom Erdboden beeinflusst werden. Die Obergrenze der Stockwerke stellt die Tropopause, das Ende der Tropo- sphäre, dar, die in polaren Breiten bei 8 - 10 und in tropischen Gegenden bei 16 - 18 km Höhe liegt. Hohe Wolken der Gattung Cirrus können in sehr kalten polaren Gegenden un- ter Umständen bis zum Erdboden reichen, wobei man die in der Sonne glit- zernden Eiskristalle direkt wahrnimmt, jedoch nicht den Eindruck einer Wolke hat. Altostratus reicht mit seiner Obergrenze oft in das hohe Stockwerk hinein. Nimbostratus, der seine Untergrenze im tiefen Stockwerk hat, kann sich bis in das obere Stockwerk erstrecken. Cumuluswolken können vom tiefen bis in das mittlere Stockwerk hinaufreichen und ein Cb wird im Sommer häufig nur von der Tropopause begrenzt. Die Unter- grenzen von Cu und Cb befinden sich im Sommer manchmal auch im mittleren Stockwerk.
Wie bereits angesprochen, lassen sich Wolken nicht immer mit den in diesem Kapitel aufgeführten Merkmalen kennzeichnen. Auch hier gilt: Abweichungen von der Regel sind immer zulässig.